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Ergonomie umsetzen

Psychische und physische Belastungen bei der Bedienung von Software

Unergonomische Bedienungsaspekte können zu psychischen und physischen Belastungen führen und durch Fehlbeanspruchung gesundheitsgefährdende Auswirkungen haben. Psychischer Stress kann dies zusätzlich verstärken. Stress kann ausgelöst werden durch Zeitdruck oder durch erhöhte Anforderungen an den Anwender wie z. B. Genauigkeit bei der Positionierung mit der Maus.

In einer Gefährdungsanalyse werden daher Benutzungsschnittstellen systematisch und mit Hilfe der Normen auf potentielle Belastungen analysiert.

Psychische Belastungen können unabhängig von der Art der Benutzungsschnittstelle hervorgerufen werden, z. B. Smartphones oder ein Tablet zur Steuerung eines Produktionsprozesses.

Gespräche mit dem Anwender oder Fragebögen sind eine sinnvolle und ergänzende Maßnahme. Mit ihnen alleine lassen sich jedoch nicht alle Belastungen und deren Ursachen ermitteln, da Anwender häufig nicht ergonomische Mängel und deren Folgen einschätzen können.

Wodurch entstehen psychische (mentale) Belastungen?

Zum Beispiel, weil man sich bei der Bedienung einer Software viel merken muss:

  1. Viele Symbole und Icons
  2. komplizierte Abhängigkeiten zwischen Feldern
  3. viele kontextabhängige Funktionen ohne zusätzliche erklärende Informationen.

Auch das "Verstehen müssen" einer komplizierten und nicht erwartungskonformen Informations- oder Dialogstruktur kann eine große Belastung darstellen. In einer Gefährdungsanalyse ist es deswegen wichtig herauszufinden, ob solche Aspekte der Oberfläche zu einer Gefährdung führen.

Belastungen können bei Fehlbeanspruchung nicht nur zu somatischen Beschwerden wie Muskelverspannungen führen, sondern sich auch in psychischen Problemen wie Depressionen, Versagensängsten manifestieren.

Wodurch entstehen physische Belastungen?

  1. Zum Beispiel durch das häufige unnötige Betätigen der Tabtaste am Tag, verursacht durch eine nicht aufgabenangemessene Anordnung von Eingabefeldern
  2. durch einen ständigen erzwungenen Wechsel zwischen Maus und Tastatur bei der Eingabe von Daten, verursacht durch die fehlende Möglichkeit, mit der Tastatur zu navigieren
  3. durch das häufige Lesen von Daten mit zu kleiner Schrift, in einer kontrastarmen Farbe, oder einer unergonomischen Farbkombination.

Neue Belastungen durch Digitalisierung und Industrie 4.0-Projekte

Veränderungen der Benutzungsschnittstellen im Zuge der Digitalisierung von Arbeitsabläufen und Informationen und in Industrie 4.0-Projekten können psychische und physische Belastungen erhöhen.

So kann es durch die zunehmende Vernetzung und die verbesserte Sensortechnik zu einem erhöhten Informationsangebot in den Benutzungsschnittstellen kommen, was wiederum bei nicht aufgabenangemessener und nicht erwartungskonformer Darstellung zu erhöhten Belastungen führen kann.

Durch Assistenzsysteme, die verstärkt Entscheidungen und Handlungen des Benutzers unterstützen oder ganz abnehmen (autonome Systeme), rücken neue ergonomische Aspekte in den Vordergrund. So sind zum Beispiel gut verständliche und erwartunsgkonforme Statusmeldungen über den Zustand des Systems notwendig, damit der Benutzer noch rechtzeitig eingreifen kann, ohne die Belastung durch den Benutzer durch eine permanent erforderliche Aufmerksamkeit zu erhöhen.

Arbeitssicherheit

Bei der Bedienung von Maschinen/Geräten können Benutzer Fehler beim Ausführen von Funktionen machen oder Informationen nicht schnell genug fehlerfrei erkennen, wenn ergonomische Gestaltungsregeln nicht beachtet werden. Dadurch können Anwender sich und andere gefährden. Natürlich können auch das Arbeitsergebnis oder z. B. der Produktionsprozess beeinträchtigt werden. Der Aspekt Arbeitssicherheit ist besonders bei der Bedienung, Überwachung und Steuerung von Produktionsprozessen bzw. von Maschinen relevant.

Beispiele für Fehlerursachen:

  1. Informationen über Systemzustände oder Warnmeldungen werden missverständlich und umständlich angezeigt
  2. Kritische Schaltflächen können wegen inkonsistenter Anordnung verwechselt werden

Für eine Analyse werden solche Benutzungssituationen ermittelt, von denen eine Gefährdung ausgehen kann, wie z. B. das Ausführen kritischer Funktionen oder das Lesen wichtiger Informationen.

Ergonomie von User Interfaces im medizinischen Nutzungskontext

Gerade im medizinischen oder gesundheitsbezogenen Nutzungskontext müssen Anwendungen fehlerfrei und intuitiv bedienbar sein. Die Benutzungsschnittstelle von Medizinprodukten muss so gestaltet sein, dass das Auftreten von Benutzungsfehlern durch ergonomisches Design minimiert und ein gesundheitliches Risiko für Patienten bzw. für den Anwender vermieden wird.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen gefährdungsbezogene Nutzungsszenarien ermittelt werden, in denen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit vom Benutzungsfehler besteht. Je nach Nutzungskontext sind dann spezielle Testsituationen und Testfälle für Walkthroughs und Usability-Tests im Rahmen einer formativen oder summativen Evaluation abzuleiten. So können z. B. Bedienfehler unter Einbeziehen des Stressniveaus des Anwenders provoziert werden.

Um Designmängel aufzuspüren, die Benutzungsfehler hervorrufen, ist die Normenreihe ISO 9241 anzuwenden - im Rahmen der formativen Evaluation und der Verzahnung mit dem Risikomanagement (ISO 14971). Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen:

Beispiel für nicht komplett angezeigte Daten und das Risiko eines Ablesefehlers:

Eine Liste mit wichtigen medizinischen Daten für die Behandlung eines Patienten wird in einer Tabellenspalte nicht komplett angezeigt. Die Spaltenbreite muss immer wieder manuell durch Ziehen mit der Maus vergrößert werden. In einer stressigen Situation vergisst der behandelnde Arzt, dies zu tun und liest einen falschen Wert ab. Mit einer geeigneten Spaltenbreite hätte er den richtigen Wert mit einen Blick erfassen können. Somit ist das Design des User Interface verantwortlich für ein erhöhtes Risiko für den Patienten.

Beispiel für inkonsistent angeordnete und dadurch verwechselbare Schaltflächen:

Zwei wichtige Schaltflächen zur Berechnung (oder Darstellung) von Diagnosewerten werden an einer Stelle inkonsistent (vertauscht) angeordnet. Dadurch bemerkt der behandelnde Arzt nicht das Aktivieren der falschen Schaltfläche, weil er sich an eine bestimmte Anordnung gewöhnt hat, und berechnet die Werte falsch (oder stellt sie falsch dar) - mit einem erhöhten Risiko für den Patienten.

Weitere Beispiele finden sich in den beiden Teilen der Norm IEC 62366-1 und IEC TR 62366-2.

Ergonomisches Coaching

Sie möchten gerne selbst tätig werden, wissen aber noch nicht genau, wie es geht?

Dann könnte ein Coaching für Sie geeignet sein. Gemeinsam werden notwendige ergonomische Maßnahmen ausgewählt und erläutert. Die Ausführung liegt vollständig bei Ihnen. Die von Ihnen erzielten Ergebnisse werden besprochen und für die Umsetzung im Design bewertet.

Vorteil: Die ergonomische Unterstützung wird auf das Nötigste reduziert. Sie lernen, selbstständig ergonomische Maßnahmen durchzuführen.

Redesign-Checks

Sie möchten wissen, ob Ihre Software eine ergonomische Überarbeitung benötigt?

Häufig haben sich über die Jahre "gewachsene" Oberflächen etabliert, die ineffizient und umständlich zu bedienen sind, oder einfach nur unübersichtlich aussehen. Ein Redesign-Check hilft, die ergonomische Qualität zu beurteilen und notwendige ergonomische Maßnahmen einzuschätzen.

Vorteil: Ein Redesign-Check benötigt nur wenig Aufwand.

Ergonomische Maßnahmen planen und betreuen

Für die Umsetzung von Ergonomie im Entwicklungsprozess ist es entscheidend, genau die richtigen ergonomischen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt kostensparend einzusetzen.

Hierfür werden alle verfügbaren ergonomischen Informationen als Entscheidungsbasis zusammengetragen. Anhand der Informationen werden dann notwendige Maßnahmen geplant. Dadurch ist gewährleistet, dass nur solche Maßnahmen zum Einsatz kommen, die auch wirklich sinnvoll sind und zu Designentscheidungen beitragen.

Ein projektbegleitendes Usability Engineering benötigt nur wenige Stunden pro Woche. Durch die Erfahrung aus bisherigen Projekten wird ein realistischer Bedarf an Ergonomie analysiert. Der finanzielle Rahmen eines Projekts wird effizient berücksichtigt.

Qualitätssicherung – manuelle User Interface-Funktionstests

Häufig werden gerade Bedienelemente nicht ausreichend getestet oder es existiert nicht genügend Know-how, um Testfälle für die Elemente durchzuführen. Dabei wird geprüft, ob sich z. B. die Eingabe in ein Datumfeld fehlerfrei korrigieren lässt, oder ob Elemente komplett mit der Tastatur zu bedienen sind, zusammen mit anderen wichtigen Einstellungen und Attributen der Elemente.

Aktivitäten zur Umsetzung von Software-Ergonomie in Projekten

Projektleitfaden Software-Ergonomie

Der Projektleitfaden erläutert auf der Grundlage der ISO 9241-210, welche Maßnahmen in einem Projekt erforderlich sind, um ergonomische Qualität zu erzielen: [pdf-Datei...]

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